Wie bewirbt man sich als WissenschaftlerIn ausserhalb der akademischen Welt

Jobsearch:

Buchempfehlung: Das Hesse / Schrader Bewerbungshandbuch von Jürgen Hesse, Hans Christian Schrader; ebenfalls lesenswert (von mir!): Mathematiker/innen und Statistiker/innen und die unternehmerische Selbständigkeit


Um herauszufinden, welchen Beruf man als WissenschaftlerIn ausüben will, dienen Praktika, Konferenzen und Gespräche mit älteren KollegInnen, welche bereits in diesem Beruf arbeiten (für MathematikerInnen empfehlen wir noch diese Website mit der Auflistung und kurzen Besprechung der Arbeitsfelder). Je nachdem kann dies ein sehr schwieriger Prozess sein. Relativierend darf gesagt werden, dass man den ersten Job nicht sein Leben lang ausüben muss. Die eigentliche Stellensuche besteht danach aus 3 Stufen:

  1. Stelle finden
  2. Stelle erhalten
  3. Stelle behalten
  4. Überbrückung, wenn es schwieriger wird

1. Stelle finden

Die erste Stufe stellt für WissenschaftlerInnen kein Problem dar. Mit www.acad.jobs decken wir den gesamten Arbeitsmarkt für Akademiker/innen ab. Es ist unser erklärtes Ziel, dass alle öffentlich ausgeschriebenen Stellen für WissenschaftlerInnen auch bei uns ausgeschrieben werden. Bei uns finden Sie also alle Stellen. Am besten tragen Sie sich etwa 1 bis 2 Jahre vor Studienabschluss oder bei sich anbahnendem Stellenwechsel auf den Sie interessierenden Mailinglisten ein. Eine sinnvolle Ergänzung dazu ist, dass Sie alle Inserate in einem Ordner aufbewahren, falls Sie jetzt schon wissen, dass Sie innert 1 Jahr eine Stelle suchen müssen. Man kennt dann nicht nur die Firmen, sondern auch die richtigen Ansprechpartner. Diese suchen unter Umständen auch nach einem Jahr noch Personen mit geeignetem Profil, sodass sich eine kurze Kontaktaufnahme durchaus lohnen kann - selbst wenn die Firma momentan keine Stellen ausgeschrieben hat.

Worauf ist bei der Stellensuche zu achten?

Bemerkung zu Personaldienstleistungsunternehmen (PDU) (Stellenvermittlung, Head Hunter, etc.): Es gibt ein sehr breites Spektrum von Firmen, welche zwischen den Stellensuchenden und den suchenden Firmen diverse Dienstleistungen anbieten: Die Gründe für den Einsatz von PDU bei der Rekrutierung sind mannigfaltig: Alle diese Dienstleistungen benötigen in der Schweiz eine staatliche Bewilligung (Arbeitsvermittlungsgesetz). Die Prämien, welche PDU pro Einstellung erhalten, variieren zwischen 10'000.- und mehr für Hochschulabgänger und gegen 100'000.- und mehr bei Seniors. Diese hohen Prämien werden heute kritisiert. Auch sind die PDU wegen des Internets und sehr guten und einfachen Stellenbörsen in Frage gestellt.

Was ist im Umgang mit PDU zu beachten:

  1. Die Dienstleistung ist in der Schweiz laut Gesetz kostenlos, sofern nichts anderes explizit vereinbart wurde.
  2. Vereinbarungen, dass man keine anderen PDU konsultieren darf (oder selber nicht weiter bei der Stellensuche überhaupt aktiv sein darf), sind laut Gesetz nichtig. Beachten Sie dazu aber folgende Punkte:
  3. Bei schlechter Konjunktur lassen Stellenbörsen PDU's kostenlos Stellen schalten. Zum Teil werden dann Stellen ausgeschrieben, welche gar nicht existieren: die Stellenbörse sieht gut aus und der Name des PDU wird bekannt. Aber es ist ein schlechter Service für die Arbeitnehmer/innen. Wir machen so was nicht!
  4. Nach Möglichkeit sollte man sich direkt bei Firmen bewerben.
PDU's, welche bei uns ausschreiben, zahlen immerhin 980 CHF für ein Inserat bei uns (Preis Schweiz). Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass diese tatsächlich an KandidatInnen interessiert sind. Falls jemand mit PDU's, welche bei uns ausschreiben, schlechte Erfahrungen macht, sollte man uns umgehend informieren!

2. Stelle erhalten (Vorsicht: auf die Schweiz zugeschnitten!)

Die Bewerbungsunterlagen

Bewerbungsunterlagen beinhalten:

Das Begleitschreiben sollte nicht den Eindruck erwecken, dass man dabei einen Standardbrief nicht mal auf die Firma angepasst hat. Wenn nicht künstlich erzwungen, sollte man erwähnen, warum man gerade in diesem Unternehmen arbeiten will. Detail: Es ist trotzdem sinnvoll, auf dem Computer sowohl vom Begleitbrief wie auch vom CV und weiterem eine Standardversion zu haben, welche man dann an den konkreten Job anpasst. Des weiteren sollte man genau angeben, welche Stelle gemeint ist (inkl. Kennziffer falls vorhanden) und wo man von der Ausschreibung erfahren hat (bei math-jobs.com, acad.jobs). Geben Sie an, falls Sie in den kommenden Tagen sicher abwesend sind (Militär, berufliche Abwesenheiten).

Lebenslauf

Zeugnisse

Als HochschulabsolventIn weiss man eventuell noch nicht, wen man als Referenz angeben kann. ProfessorInnen, in deren Fächern man gute Leistungen hatte, sind eine erste Referenz (eine Weitere kann aus der Nachbarschaft kommen oder aus Vereinen, in denen man sich erfolgreich engagiert hat). Auch aus Praktika und Militär können ebenfalls wichtige Referenzen gewonnen werden. Referenzpersonen sind selbstverständlich zu fragen, bevor man sie angibt!

Handschriftliches nur dann beilegen, wenn explizit verlangt!

Bewerbung via Eingabe-Maske oder E-Mail

Hat man die Wahl, sollte man die üblichen Bewerbungsunterlagen via E-Mail und nicht elektronisch einreichen, denn:

Eine andere Sache ist es mit kurzen Anfragen an die Personalabteilung wie "Ist diese Stelle noch offen?" (falls bereits 2 Monate auf dem Web) oder an den Linienvorgesetzten wie "habe erst ein halbes Jahr Berufserfahrung, es werden aber 2 verlangt; macht es Sinn, sich trotzdem zu bewerben?" (Dies kann je nach Lage des Arbeitsmarktes sehr wohl der Fall sein, zudem werden vielleicht auch weitere Personen gesucht). Dann kann ein E-Mail durchaus sinnvoll sein. Es sind bei einem E-Mail folgende Punkte zu beachten (Dies gilt auch für den Fall, dass man sich doch via E-Mail bewerben möchte oder die Firma dies ausdrücklich verlangt):

Falls innert 3 Wochen keine Reaktion erfolgt, via E-Mail nachfragen, ob Bewerbung erhalten.

Selbstverständlich alles fehlerfrei, A-Post, kein Umweltpapier!

Detail 1: Die obigen (A4-)Unterlagen werden am besten gelocht und in einem sauberen Heftmäppchen mit Klammer eingesandt (nicht gefaltet). Das Couvert, in dem man die Bewerbungsunterlagen schickt, darf man ruhig (sauber und schön) von Hand anschreiben.

Detail 2: Am besten nimmt man sich pro Bewerbung einen ganzen Tag Zeit und lässt die Bewerbungsunterlagen komplett fertig einen Tag lang liegen. Vielleicht fällt einem noch was ein. Es ist weiter ratsam, die Bewerbungsunterlagen von einer anderen Person lesen zu lassen, bevor man sie abschickt.

Das Bewerbungsgespräch

Man sollte sich auf jeden Fall mindestens derart auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten, dass man Informationen (Produkte, Dienstleistungen, Branche, Konkurrenten, von welcher Geschäftseinheit kommen die Gewinne, internationale Ausrichtung, Image in der Öffentlichkeit, Besitzverhältnisse, Organisation) über die Firma einholt. Dazu dient Website und Geschäftsbericht der Firma, Wirtschaftsnachrichten sowie Suche im Web. Dann sollte man sich Klarheit darüber verschaffen, was man der Firma bringt. Versetzen Sie sich dazu in die Lage des Abteilungsleiters.
Die Gesprächspartner in der Firma sind in der Regel die zuständige Person in der Personalabteilung und der/die Linienvorgesetzte. Es gibt normalerweise bis zu einer Einstellung zwei bis drei Interviews. Im ersten Interview geht es um eine Vorselektion, meist durch die Personalabteilung. Mit den Personalverantwortlichen sollte man nicht über Wissenschaft sprechen! Von der Sache her wird es inhaltlich in den Gesprächen in der Regel um folgende Punkte gehen:

Lohnverhandlung erst am Schluss, immer Jahreslohn besprechen, zur Orientierung (für HochschulabsolventInnen in Mathematik Platz Zürich und Basel, nicht für andere HochschulabsolventInnen), alle Sonderleistungen inbegriffen:

Konkret werden meist Fragen der folgenden Art gestellt, welche man sich vorher in Ruhe ehrlich beantworten sollte (diese ehrliche Antwort sollte man im Normalfall dann auch geben):

Im weiteren sollte man folgende Fragen stellen, falls im Verlauf des Gesprächs nicht beantwortet:

Wichtige weitere Details:

Wichtiger Tip: Sie werden sich eventuell bei zahlreichen Firmen bewerben, vielleicht sogar an mehreren Stellen in der gleichen Firma. Sie sollten sich dann einen (oder mehrere) Ordner anlegen mit Unterteilungen und pro Stelle ein Fach wählen und alle Dokumente dort ablegen (auch Kopien der eingesandten Dokumente). Nach jedem Gespräch (auch Telefongespräch oder E-Mail) sollte man Protokoll führen. Sie haben eventuell mit so vielen Personen zu tun, dass Sie am Schluss nicht mehr wissen, wer was gesagt hat.

Sollte man sich nochmals bewerben, wenn man eine Absage bekommt und die Firma sucht ein halbes Jahr danach wieder mit praktisch demselben Inserat nach KandidatInnen? Hier muss man zwei Situationen unterscheiden:

  1. Wenn die Firma massenhaft MathematikerInnen sucht und eine einzige Person im Personalbereich zuständig ist und den Überblick hat (das ist nicht selbstverständlich!) und man ist abgelehnt worden, so ist man wohl bei allen möglichen Abteilungen nicht gefragt. Dann sollte man sich nicht gleich wieder bei der Firma bewerben.
  2. Wenn eine Firma aber ein Inserat mit präzisem Inhalt veröffentlicht hat und dann ein halbes Jahr später ein anderes Inserat schaltet, so kann man sich sicher wieder bewerben. Dies vor allem dann, wenn vor einem halben Jahr nur die eine Stelle offen war oder falls die Ansprechperson im Personalbereich und/oder die Abteilung die sucht gewechselt hat.
Ein Ausweg aus dieser Situation ist folgender: Firmen dürfen die Bewerbungsunterlagen von Gesetzes wegen nicht aufbewahren. Wenn man es Ihnen aber schriftlich erlaubt, kann die Firma die Unterlagen bereithalten, falls doch eine passende Stelle frei wird. Man kann die Personalverantwortlichen auch auf diesen Punkt ansprechen.

Seien Sie sich bewusst: Am Schluss kommt es darauf an, dass Sie sich auch wohl fühlen in der Firma. Sie sollten also am Schluss mit dem Herzen und nicht nur mit dem Verstand oder gar Geldbeutel entscheiden.

3. Stelle behalten

Falls man die Stelle durch ein Personaldienstleistungsunternehmen erhalten hat, ist es selbstverständlich, dass man nach Antritt der Stelle falls notwendig eine weitere Betreuung erwarten darf. Bei Problemen, vor allem beim Berufseinstieg, kann ein Gespräch mit den Stellenvermittlern auf Grund derer Erfahrung viel weiterhelfen.

4. Überbrückung, wenn es schwieriger wird

Schauen Sie bei unterer Liste immer (wenn es gut ging), dass

Neben den Hinweisen auf unserer Sitemap, noch folgende Punkte:


Webmaster: Christoph Luchsinger / chris@acad.jobs / Member of acad.jobs AG, vormals Luchsinger Mathematics AG